Was ist blaues Licht – und welche Vor- und Nachteile hat es?
Sichtbares Licht ist viel komplexer, als Sie vielleicht denken.
Ob Sie im Freien ins Sonnenlicht treten, innen das Licht anschalten, Ihren Computer, Ihr Telefon oder ein anderes digitales Gerät anstellen – all diese Dinge führen dazu, dass Ihre Augen einer Vielzahl an sichtbaren und manchmal unsichtbaren Lichtstrahlen ausgesetzt sind. Dies kann zahlreiche Auswirkungen haben.
Den meisten Menschen ist bewusst, dass Sonnenlicht sichtbare Lichtstrahlen und auch unsichtbare ultraviolette Strahlen umfasst. Letztere können die Haut bräunen oder einen Sonnenbrand verursachen. Viele wissen jedoch nicht, dass sichtbares Sonnenlicht aus einer Reihe verschiedenfarbiger Lichtstrahlen besteht, die unterschiedlich viel Energie enthalten.
Was ist Blaulicht?
Sonnenlicht enthält rote-, orangefarbene-, gelbe-, grüne- und blaue Lichtstrahlen und viele Schattierungen jeder dieser Farben, abhängig von der Energie und Wellenlänge der einzelnen Strahlen (auch elektromagnetische Strahlung genannt). Kombiniert erzeugt dieses Spektrum farbiger Lichtstrahlen das, was wir „weißes Licht“ oder Sonnenlicht nennen.
Ohne auf komplizierte Physik eingehen zu wollen: Es besteht eine umgekehrte Beziehung zwischen der Wellenlänge der Lichtstrahlen und der Menge an Energie, die sie enthalten. Lichtstrahlen, die relativ langwellig sind, enthalten weniger Energie und solche mit kurzen Wellenlängen haben mehr Energie.
Strahlen am roten Ende des sichtbaren Lichtspektrums sind langwellig und haben deshalb weniger Energie. Strahlen am blauen Ende des Spektrums sind kurzwellig und haben mehr Energie.
Die elektromagnetischen Strahlen direkt hinter dem roten Ende des sichtbaren Lichtspektrums werden als Infrarot bezeichnet. Sie erwärmen sich, sind aber unsichtbar.
Am anderen Ende des sichtbaren Lichtspektrums werden Blaulicht-Strahlen mit den kürzesten Wellenlängen und der höchsten Energie manchmal als blauviolettes oder violettes Licht bezeichnet. Aus diesem Grund werden die unsichtbaren elektromagnetischen Strahlen, die knapp außerhalb des sichtbaren Lichtspektrums liegen, als ultraviolette, kurz: UV-Strahlung bezeichnet.
Die Gefahren und Vorteile von UV-Licht
UV-Strahlen haben eine höhere Energie als sichtbare Lichtstrahlen, wodurch sie in der Lage sind, Veränderungen in der Haut zu erzeugen, die eine Bräunung verursachen. Deshalb geben die Lampen in Bräunungskabinen eine kontrollierte Menge an UV-Strahlung ab.
Zu viel UV-Belastung verursacht jedoch einen schmerzhaften Sonnenbrand. Schlimmer noch, sie kann zu Hautkrebs führen. UV-Strahlen können außerdem Sonnenbrand in den Augen verursachen – eine Beschwerde, die als Photokeratitis oder Schneeblindheit bezeichnet wird.
Ultraviolette Strahlung hat in Maßen auch positive Auswirkungen. So z. B. die Unterstützung des Körpers bei der Herstellung ausreichender Mengen an Vitamin D.
Im Allgemeinen sagen Wissenschaftler, dass das Spektrum des sichtbaren Lichts am blauen Ende des Spektrums elektromagnetische Strahlung mit Wellenlängen von 380 Nanometern (nm) und am roten Ende bis etwa 700 nm umfasst. Übrigens: Ein Nanometer ist ein Milliardstel Meter – das sind 0,000000001 Meter!
Blaulicht wird allgemein als sichtbares Licht im Bereich von 380 bis 500 nm definiert. Manchmal wird es noch weiter in blau-violettes Licht (etwa 380 bis 450 nm) und blau-türkises Licht (etwa 450 bis 500 nm) unterteilt.
Etwa ein Drittel des gesamten sichtbaren Lichts wird also als hochenergetisches sichtbares (HEV) oder „Blaulicht“ betrachtet.
Wichtige Fakten zu Blaulicht
Wie die ultraviolette Strahlung, so bringt auch das sichtbare Blaulicht – der Teil des sichtbaren Lichtspektrums mit den kürzesten Wellenlängen und der höchsten Energie – sowohl Vorteile als auch Gefahren mit sich. Hier sind wichtige Dinge, die Sie über Blaulicht wissen sollten:
1. Blaulicht ist überall
Sonnenlicht ist die Hauptquelle für Blaulicht, und da wir uns tagsüber im Freien aufhalten, sind die meisten von uns diesem Licht am meisten ausgesetzt. Es gibt aber auch viele künstliche, von Menschenhand geschaffene Quellen für Blaulicht in Innenräumen. Dazu gehören Leuchtstoff- und LED-Beleuchtung und Flachbildschirmfernseher.
Vor allem die Bildschirme von Computern, Laptops, Smartphones und anderen digitalen Geräten strahlen erhebliche Mengen an Blaulicht ab. Die Menge an HEV-Licht, die diese Geräte emittieren, ist nur ein Bruchteil der von der Sonne emittierten Menge. Aber die Zeit, die Menschen mit diesen Geräten verbringen und die Nähe dieser Bildschirme zum Gesicht des Benutzers haben viele Augenärzte und andere Fachleute des Gesundheitswesens dazu veranlasst, sich über mögliche langfristige Auswirkungen von Blaulicht auf die Augengesundheit Gedanken zu machen.
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2. HEV-Lichtstrahlen lassen den Himmel blau erscheinen
Die kurzwelligen, hochenergetischen Lichtstrahlen am blauen Ende des sichtbaren Lichtspektrums streuen leichter als andere sichtbare Lichtstrahlen, wenn sie auf Luft- und Wassermoleküle in der Atmosphäre treffen. Der höhere Streuungsgrad dieser Strahlen ist es, der einen wolkenlosen Himmel blau erscheinen lässt.
3. Das Auge ist nicht sehr gut im Blockieren von Blaulicht
Die vorderen Strukturen des erwachsenen menschlichen Auges (Hornhaut und Linse) hindern UV-Strahlen daran, die lichtempfindliche Netzhaut auf der Rückseite des Augapfels zu erreichen. Tatsächlich gelangt weniger als ein Prozent der UV-Strahlung der Sonne auf die Netzhaut. Selbst wenn Sie keine Sonnenbrille tragen.
Denken Sie jedoch daran, dass Sonnenbrillen, die 100 Prozent der UV-Strahlen blockieren, unerlässlich sind, um diese und andere Teile des Auges vor Schäden zu schützen. Sonst kann es zu Katarakt, Schneeblindheit, Pinguecula oder Pterygium und sogar zu Krebs kommen.
Auf der anderen Seite durchdringt praktisch das gesamte sichtbare Blaulicht sowohl Hornhaut als auch Linse und erreicht somit die Netzhaut.
4. Blaulicht kann das Risiko für Makuladegeneration erhöhen
Die Tatsache, dass Blaulicht bis zur Netzhaut, der inneren Auskleidung des Augenhintergrunds, durchdringt, ist wichtig: Laborstudien haben gezeigt, dass die Netzhaut geschädigt werden kann, wenn lichtempfindliche Zellen blauem Licht zu lange ausgesetzt sind. Dadurch entstehen Veränderungen, die eine Makuladegeneration begünstigen und zu einem dauerhaften Verlust der Sehkraft führen können.
Obwohl noch mehr Forschung nötig ist, um zu bestimmen, wie viel natürliches und künstliches Blaulicht zu viel für die Netzhaut ist, warnen viele Augenärzte schon heute: Sie befürchten, dass die zusätzliche Blaulicht-Belastung von Computerbildschirmen, Smartphones und anderen digitalen Geräten das Risiko einer Makuladegeneration im späteren Leben erhöhen könnte.
5. Blaulicht trägt zur digitalen Belastung der Augen bei
Da kurzwelliges, hochenergetisches Blaulicht leichter gestreut wird als anderes sichtbares Licht, lässt es sich nicht so leicht fokussieren. Wenn Sie Computerbildschirme und andere digitale Geräte betrachten, die erhebliche Mengen an Blaulicht ausstrahlen, verringert dieses unkonzentrierte visuelle „Rauschen“ den Kontrast und kann zu einer digitalen Belastung der Augen beitragen.
Forschungen haben gezeigt, dass Gläser, die Blaulicht mit Wellenlängen von weniger als 450 nm (blau-violettes Licht) blockieren, den Kontrast deutlich erhöhen. Daher kann eine Computerbrille mit gelb getönten Gläsern den Komfort erhöhen, wenn Sie längere Zeit auf digitale Geräte schauen.
6. Der Schutz vor Blaulicht kann nach einer Katarakt-Operation noch wichtiger sein
Die natürliche Linse im erwachsenen menschlichen Auge blockiert fast 100 Prozent der UV-Strahlen der Sonne. Als Teil des normalen Alterungsprozesses blockiert sie später auch kurzwelliges Blaulicht – also die Art von blauem Licht, die am ehesten Schäden an der Netzhaut verursacht und zu Makuladegeneration und Verlust der Sehkraft führt.
Wenn Sie an grauem Star leiden und eine Katarakt-Operation bevorsteht, fragen Sie Ihren Chirurgen, welche Art von Intraokularlinse (IOL) als Ersatz für Ihre trübe natürliche Linse verwendet wird und wie viel Blaulicht-Schutz diese künstliche Linse bietet. Nach einer Katarakt-Operation kann eine Brille mit Gläsern mit einem speziellen Blaulicht-Filter für Sie von Vorteil sein – vor allem, wenn Sie lange Stunden vor einem Computerbildschirm oder mit anderen digitalen Geräten verbringen.
7. Blaulicht ist nicht immer schlecht
Ist Blaulicht also immer gefährlich? Sollten Sie es dann nicht immer blockieren?
Das ist keine gute Idee. Es ist gut dokumentiert, dass ein gewisses Maß an Blaulicht für die Gesundheit unerlässlich ist. Forschungen haben gezeigt, dass energiereiches sichtbares Licht die Wachsamkeit steigert, das Gedächtnis und die kognitiven Funktionen unterstützt und die Stimmung hebt.
Tatsächlich wird die sogenannte Lichttherapie zur Behandlung der saisonalen affektiven Störung (SAD) eingesetzt. Dabei handelt es sich um eine Art Depression, die mit dem Wechsel der Jahreszeiten zusammenhängt. Die Symptome beginnen normalerweise im Herbst und setzten sich über den Winter fort. Die Lichtquellen für diese Therapie emittieren helles weißes Licht, das eine signifikante Menge an HEV-Blaulicht-Strahlen enthält.
Außerdem ist blaues Licht sehr wichtig für die Regulierung des zirkadianen Rhythmus – des natürlichen Schlaf-Wachzyklus' des Körpers. Die Einwirkung von Blaulicht während der Tagesstunden trägt zur Aufrechterhaltung eines gesunden zirkadianen Rhythmus bei. Aber zu viel Blaulicht spät in der Nacht (z. B. beim Lesen eines Romans auf einem Tablet-Computer oder E-Reader zur Schlafenszeit) kann diesen Zyklus stören, was zu schlaflosen Nächten und Tagesmüdigkeit führen kann.
Blaulicht-Filter und Schutzbrillen
Wenn Sie Ihr Telefon ständig benutzen – vor allem, wenn Sie es in erster Linie für Textnachrichten, E-Mails und das Surfen im Internet verwenden – ist die Verwendung eines Blaulicht-Filters eine bequeme Möglichkeit, die Blaulicht-Belastung zu reduzieren.
Diese Filter sind für Smartphones, Tablets und Computerbildschirme erhältlich und verhindern, dass zu große Mengen abgestrahltes Blaulicht Ihre Augen erreichen. Dabei wird die Erkennbarkeit des Displays nicht beeinträchtigt. Einige bestehen aus dünnem gehärtetem Glas, das auch den Bildschirm Ihres Geräts vor Kratzern schützt.
Wie bereits oben erwähnt, kann auch eine Computerbrille hilfreich sein, um die Blaulicht-Belastung von Computern und anderen digitalen Geräten zu reduzieren. Diese Spezialbrille ist ohne Brillenpass erhältlich, sofern Sie keine Sehkorrektur benötigen oder Sie ständig Kontaktlinsen zur Korrektur Ihrer Sehkraft tragen. Sie kann aber auch verordnet werden, um Ihre Sehkraft speziell für die Entfernung, aus der Sie Ihre Geräte ansehen, zu optimieren.
Wenn Sie unter Alterssichtigkeit leiden und routinemäßig eine Gleitsichtbrille oder eine Bifokalbrille tragen, bieten Ihnen Computerbrillen mit Einstärkengläsern noch zusätzlich ein viel größeren Sichtfeld für eine klare Sicht auf den gesamten Computerbildschirm.
Denken Sie jedoch daran, dass diese Art von Computerbrillen ausschließlich dazu dient, Objekte in Armlänge zu sehen und nicht zum Autofahren oder für andere Sehbedürfnisse mit Fernsicht getragen werden kann.
Außerdem hat eine Reihe von Gläserherstellern spezielle reflexionsmindernde und entspiegelnde Beschichtungen eingeführt, die das Blaulicht sowohl des natürlichen Sonnenlichts als auch von digitalen Geräten blockieren. Möglicherweise ziehen Sie auch photochrome Gläser in Betracht, die einen nahtlosen Schutz vor UV- und Blaulicht im Innen- und im Außenbereich bieten und sich als Reaktion auf UV-Strahlen im Außenbereich außerdem automatisch abdunkeln. Das erhöht den Komfort und reduziert die Blendung.
Erkundigen Sie sich bei Ihrem Optiker, welche Arten von Sehkorrektur und welche Gläsereigenschaften Ihr Sehen am Computer und anderen digitalen Geräte verbessern und Ihre Augen vor Blaulicht schützen können.
Seite veröffentlicht in Dienstag, 1. September 2020